Chinese Village, Puschkin

Das Chinesische Dorf im Alexanderpark von Zarskoje Selo, Russland, war der Versuch Katharinas der Großen, der Mode der Chinoiserie des 18. Jahrhunderts zu folgen.

Vermutlich inspiriert durch ein ähnliches Projekt in Drottningholm, beauftragte Catherine Antonio Rinaldi und Charles Cameron, das Dorf nach einem zeitgenössischen chinesischen Stich aus ihrer persönlichen Sammlung zu modellieren. Das Dorf sollte aus 18 stilisierten chinesischen Häusern bestehen, die von einem achteckigen Observatorium mit Kuppel überragt werden sollten. Nachdem es Katharina nicht gelungen war, einen echten chinesischen Architekten zu finden, wurde der russische Botschafter in London beauftragt, für Zarskoje Selo eine Nachbildung der Großen Pagode von William Chambers in den Royal Botanic Gardens, Kew, zu beschaffen, ein zentrales Bauwerk der Chinoiserie-Architektur.

Nach Katharinas Tod im Jahr 1796 wurden die Bauarbeiten eingestellt. Erst 1818 beauftragte Alexander I. von Russland Wassili Stassow mit der Renovierung des Dorfes, um seinen Gästen eine Unterkunft zu bieten. Obwohl dabei ein Großteil des ursprünglichen orientalischen Dekors verloren ging, bot das renovierte Dorf so bedeutenden Besuchern wie Nikolai Karamzin, der zwischen 1822 und 1825 in einem der Häuser an seiner Geschichte des russischen Staates arbeitete, eine Unterkunft.

Das chinesische Operntheater wurde 1779 unweit des Dorfes errichtet. Dort präsentierte der italienische Komponist Giovanni Paisiello der russischen Kaiserin seine neuen Opern. Auch die Uraufführung von Leo Tolstois Die Früchte der Aufklärung wurde dort aufgeführt. Das Theater brannte am 15. September 1941 bis auf die Grundmauern nieder und wurde nie wieder aufgebaut.

Drei bemerkenswerte Brücken führen zum Dorf. Die Drachenbrücke, so benannt nach den vier Zinkfiguren geflügelter Drachen, und die Große Chinesische Brücke, bekannt für ihre rosafarbenen Granitvasen und Korallenimitationen, wurden 1785 fertiggestellt. Die kreuzförmige Brücke wurde sechs Jahre zuvor von den Gebrüdern Neyelov errichtet.

Das Dorf wurde unter der Leitung von Ippolit Monighetti in den Jahren 1859-61 renoviert. Die Häuser wurden während der Nazi-Besatzung schwer beschädigt, aber in den 1990er Jahren restauriert, um Unterkünfte für VIP-Gäste zu bieten.