Sutter Cinema, San Francisco

Das Sutter Cinema befand sich in der Sutter Street in der Innenstadt von San Francisco, in der Nähe des mondänen Union Square und nur wenige Blocks von Chinatown entfernt. Es war ein begehbares Kino im zweiten Stock 363 Sutter und befand sich in einem Raum, der zuvor einer der führenden chinesischen Nachtclubs Amerikas gewesen war, Charlie Low's Forbidden City, in dem die Tänzerin Coby Yee auftrat.

Das Sutter-Kino wurde 1970 eröffnet; die Besitzerin und Managerin, die auch Kassiererin war, war Mitglied der Sexual Freedom League und eine der engsten Freundinnen von Janis Joplin in der High School, Arlene Elster. Sie war die erste, wenn nicht sogar die einzige Frau, die ein Erwachsenenkino betrieb. Die Kundschaft gehörte zur Mittelschicht.

Asiatische Amerikaner aus dem nahe gelegenen Chinatown besuchten das Kino ebenfalls, denn Elster war eine der wenigen Kundinnen des legendären Restaurants Sam Wo, die sich mit dem notorisch ausfallenden Oberkellner Edsel Ford Fong anfreundete, den sie mit reichlich Freikarten versorgte.

Das Sutter-Kino war einzigartig, denn im Gegensatz zum Mitchell Brothers O'Farrell Theatre war Elster nicht in erster Linie durch Geld motiviert. Sie war Mitglied der Sexual Freedom League, veranstaltete im Kino eine Benefizveranstaltung für diese Organisation und sah in ihrer Beteiligung an der Pornofilmindustrie eine Möglichkeit, sexuelle Freiheit zu verbreiten und gleichzeitig ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie zeigte Sexfilme aus dem Gefühl heraus, dass Sexfilme gezeigt werden sollten: "Die Zeit erlaubt nicht nur Filme wie unsere, sondern verlangt sie auch." Sie zeigte im Kino nur Filme, die ihr gefielen, einige davon hatte sie mit ihrem Partner Lowell Pickett gedreht. "Das Sutter Cinema spielte Filme, die Elster sehen wollte, Filme, in denen Frauen sexuelle Begierden besaßen und es genauso 'machten' wie Männer." Elster wollte erotische Filme zeigen, die mehr als einen Penis in einer Vagina zeigten. Sie war der Meinung, dass "der erotische Film von, durch und für Männer und Frauen gemacht werden muss. Weibliche Orgasmen müssen in gleichem Maße wie männliche Orgasmen auf der Leinwand gezeigt werden". "Im Dezember 1970 veranstaltete das Kino zusammen mit Leo Productions ein fünftägiges Erotikfilmfestival zu diesem Zweck". Mary Rexroths Film Intersection hatte seine Premiere im Sutter, wo sie auch den Mary Rexroth-Film Cozy Cool und Schwulenpornofilme zeigte. Mary Rexroth ist die Tochter des verstorbenen Dichters Kenneth Rexroth.

Das Erste Internationale Erotikfilmfestival erlangte dank der Anwesenheit der Festivaljuroren, des Kritikers Arthur Knight und des Erotikbuchverlegers Maurice Girodias, ein gewisses Maß an literarischem Ansehen. Infolgedessen wurden die Produzenten und Talentsucher der Johnny Carson Show auf das Festival aufmerksam und luden Elster zu einem Beitrag in der Sendung ein, der im Januar 1971 ausgestrahlt wurde.

Bis 1975 war Elster desillusioniert, weil sie von der Polizei schikaniert wurde und weil es an qualitativ hochwertigen Filmen mangelte. Von 1975 bis 1976 vermietete sie das Kino unter, zog mit ihrer lesbischen Partnerin nach Sonoma County und betrieb dort, wie Fred Halsted, eine Großhandelsgärtnerei. Das Kino wurde kurz darauf geschlossen.