Shippingport, Louisville

Shippingport, Kentucky, ist ein Industriestandort und eine der sechs ehemals unabhängigen Siedlungen an den Fällen des Ohio im heutigen Louisville, Kentucky. Sie lag auf einer Halbinsel am Südufer des Ohio und wurde am 10. Oktober 1785 ohne Namen gegründet. Später wurde sie nach dem Soldaten und Siedler John Campbell aus dem Unabhängigkeitskrieg Campbell Town genannt. Er hatte das Land für seinen früheren Dienst im French & Indian War erhalten.

Im Jahr 1803 wurde die Siedlung an eine in Philadelphia ansässige Partnerschaft verkauft und in Shippingport umbenannt. Zwei Brüder aus Tarascon wurden zu führenden Vertretern der französischen Geschäftswelt an den Wasserfällen und errichteten dort bis 1819 ein großes Lagerhaus, eine 1200 Fuß lange Seilbahn und eine sechsstöckige, wasserbetriebene Getreidemühle. Zahlreiche französische Familien ließen sich in der Gegend nieder und machten sie eine Zeit lang zu einem Zentrum der französischen Kultur. Einige der französischen Siedler kamen aus Kaskaskia, Illinois, und anderen französischen Siedlungsgebieten entlang des Mississippi, nachdem die Vereinigten Staaten 1803 den Kauf von Louisiana abgeschlossen hatten. Andere flohen vor der Französischen Revolution und deren Gewalt und politischem Chaos oder vor den sozialen Unruhen in den französischen Kolonien in der Karibik. Im Jahr 1804 gelang es ehemaligen Sklaven, Haiti nach Jahren des Krieges und der Gewalt in die Unabhängigkeit zu führen.

Zu den ersten Straßen gehörten Tarascon, benannt nach den beiden französischen Brüdern, die die frühe Entwicklung vorantrieben, und Bengal, vielleicht benannt nach einem französischen Siedler und Schullehrer, der aus Bengalen über Kalkutta kam und sich zunächst in Paris, Kentucky, niedergelassen hatte. Zwischen 1810 und 1820 stieg die Einwohnerzahl um 500 % von 98 auf über 500, was Louisville als wichtigstem Hafen Kentuckys ernsthaft Konkurrenz machte. Zu den weiteren frühen Sehenswürdigkeiten gehörten Elm Tree Garden, wo Pferderennen stattfanden, und die Napoleon Distillery. Die 1817 errichtete sechsstöckige Getreidemühle der Tarascons wurde zu einem Symbol für den Erfolg von Shippingport.

Obwohl die Stadt häufig überflutet wurde, erreichte Shippingport in den 1820er Jahren mit 600 Einwohnern seinen Höhepunkt. Als 1825 der Louisville and Portland Canal quer über die Halbinsel gebaut wurde, befand sich die Siedlung auf einer Insel. Durch den Kanal konnten die Schiffe die Wasserfälle und damit auch Shippingport umfahren.

Shippingport wurde durch den Verlust seines traditionellen Geschäfts hart getroffen. 1828 wurde Louisville als Stadt gegründet und schloss Shippingport in seine Grenzen ein. Eine schwere Überschwemmung im Jahr 1832 war jedoch der Grund dafür, dass die meisten Franzosen nach Portland zogen, das heute ebenfalls zu Louisville gehört. In der Einleitung des Louisville Directory von 1844 wurde die anhaltende negative Einstellung der Öffentlichkeit gegenüber dem Kanal zum Ausdruck gebracht: "Der Louisville- und Portland-Kanal, so wie er gebaut und unterhalten wird, ist genau eine jener Verbesserungen für private Interessen auf Kosten des öffentlichen Wohls, die dem Wohl der gesamten Gemeinschaft abträglich sind".

Die Überreste der Siedlung schrumpften im Laufe des nächsten Jahrhunderts, als der Kanal allmählich verbreitert und ein Wasserkraftwerk auf der Insel gebaut wurde. Die meisten der verbliebenen Familien mussten nach der verheerenden Flut des Ohio River von 1937, die das Gebiet überschwemmte, die Insel verlassen. Etwa 20 Jahre später enteignete die Bundesregierung 1958 den verbliebenen Privatbesitz, um den Kanal zu verbreitern, und vertrieb die letzten Familien, von denen einige seit mehr als einem Jahrhundert dort ansässig waren.