Fakten über: Torso vom Belvedere
Der Belvedere-Torso ist ein Fragment einer Marmorstatue eines nackten Mannes, von dem angenommen wird, dass es sich um eine Kopie aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. oder dem 1. Jahrhundert n. Chr. einer noch älteren Statue handelt, möglicherweise aus dem frühen 2. Jahrhundert v. Chr. Die Figur sitzt auf einem Gegenstand, der wie eine Tierhaut aussieht, doch ihre genaue Identität bleibt ein Thema der Diskussion. Traditionell nahm man an, dass sie Herakles darstellt, der auf dem Fell des nemeischen Löwen ruht. Neuere Forschungen haben jedoch andere Interpretationen eröffnet und schlagen vor, dass es sich um Herakles, Polyphemus, Marsyas oder sogar Ajax in einem Moment der Verzweiflung handeln könnte.
Die Statue erschien erstmals 1433 in der Sammlung von Kardinal Prospero Colonna in Rom. Sie wurde rasch zu einem zentralen Werk der klassischen Wiederbelebung und inspirierte Künstler wie Michelangelo und Raffael durch ihre dynamische Pose und detaillierte Muskulatur. Es gibt die berühmte Geschichte, dass Papst Julius II. Michelangelo einmal bat, die Statue zu vervollständigen, was dieser jedoch ablehnte. Stattdessen nutzte Michelangelo sie als Inspirationsquelle für verschiedene Werke, einschließlich Teilen der Decke der Sixtinischen Kapelle.
Während der Renaissance, des Manierismus und des Barocks wurde der Belvedere-Torso von Künstlern hoch geschätzt und wird auch heute noch bewundert. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts war er Teil der Vatikanischen Sammlungen geworden und wurde im Cortile del Belvedere neben anderen berühmten römischen Skulpturen ausgestellt. Obwohl der genaue Weg, auf dem die Statue in den Vatikan gelangte, unklar ist, ist sie seither ein Highlight des Museums.
Im 16. Jahrhundert wurden mehrere kleine Bronze-Repliken des Belvedere-Torsos angefertigt, die oft einen sitzenden Herakles darstellten. Im Jahr 2015 reiste die Statue für eine Ausstellung über den menschlichen Körper in der antiken griechischen Kunst ins British Museum und setzte damit ihr Erbe des Einflusses und der Bewunderung fort.