Literaturtempel, Hanoi

Der Tempel der Literatur, bekannt als Văn Miếu - Quốc Tử Giám, ist eine der bedeutendsten historischen und kulturellen Stätten Hanois, Vietnams Hauptstadt. Dieses altehrwürdige Bauwerk wurde 1070 unter Kaiser Lý Thánh Tông gegründet und diente ursprünglich als Konfuziustempel. Mit der Errichtung der ersten Universität Vietnams im Jahr 1076 entwickelte sich der Ort zur Bildungsstätte für die Söhne der Mandarine und der Aristokratie.

Der Tempel der Literatur ist ein herausragendes Beispiel traditioneller vietnamesischer Architektur. Seine fünf Höfe, umgeben von hohen Mauern und durchdrungen von ruhigen Gängen, bieten einen Rückzugsort der Stille und des Nachdenkens. Die Pavillons, Hallen und Altäre sind mit feinen Holzschnitzereien und Steinreliefs geschmückt, die die tiefen kulturellen Wurzeln und den Geist des Konfuzianismus widerspiegeln.

Besonders bemerkenswert sind die 82 steinernen Stelen, die auf dem Rücken von Schildkröten ruhen – ein Symbol für Langlebigkeit und Weisheit. Diese Stelen verzeichnen die Namen und Geburtsorte von Tausenden von Absolventen der kaiserlichen Prüfungen, ein Zeugnis der hohen Bedeutung von Bildung und Gelehrsamkeit in der vietnamesischen Gesellschaft.

Der Tempel der Literatur ist nicht nur ein Ort der Geschichte, sondern auch ein lebendiges Kulturzentrum. Hier finden regelmäßig traditionelle Musikdarbietungen und kulturelle Festivals statt, die den Besuchern die reiche vietnamesische Kultur näherbringen. Der Tempel ist täglich für das Publikum geöffnet und zieht sowohl Einheimische als auch Touristen an, die die ruhige Atmosphäre genießen und sich in die Zeit zurückversetzt fühlen, als dieser Ort das Herz der gelehrten Welt Vietnams war.