Fakten über: Parische Chronik
Die Parische Chronik ist eine in Marmor gemeißelte griechische Zeittafel, die die Jahre 1582/1581 v. Chr. bis 299/298 v. Chr. umfasst. Die Chronik selbst wurde wahrscheinlich 264/263 v. Chr. erstellt, da die Datierungen der erfassten Ereignisse sich auf dieses Jahr als Basis beziehen. Sie stammt von der Insel Paros und ist in zwei Bruchstücken erhalten; ein dritter Teil ging verloren, der Text davon ist aber noch bekannt, sodass insgesamt 107 Einträge zusammenkommen. Der größere erhaltene Teil befindet sich im Ashmolean Museum in Oxford, der kleinere Teil verblieb an seinem Fundort auf Paros.
Die Einträge fangen bei mythischen Personen (beispielsweise König Kekrops I.) an und umfassen eher kulturelle als politische oder militärische Vorgänge, so etwa Lebensdaten von Dichtern, Einführung bestimmter religiöser Zeremonien und Ursprünge verschiedener Formen von Musik und Poesie. Bis zum Jahr 313 v. Chr. wurden verschieden große Zeiträume zu Epochen zusammengefasst, ab 313 v. Chr. wird jedes Jahr einzeln angeführt. Großes Interesse bringt die Chronik allen Ereignissen, die mit Athen in Zusammenhang standen, entgegen. Auch die panhellenischen Feste werden ausführlich berücksichtigt. Bemerkenswerterweise werden die Olympischen Spiele jedoch ausgelassen. Ereignisse der parischen Lokalgeschichte finden kaum Erwähnung.
Entdeckung und Erforschung
1627 kaufte Samson (Sampso) als Agent von Nicolas-Claude Fabri de Peiresc in Smyrna, dem heutigen Izmir, das obere Bruchstück der Parischen Chronik an. Als er verhaftet wurde, erwarb William Petty die Inschriftentafel und schickte sie nach England zu seinem Auftraggeber Thomas Howard, 21. Earl of Arundel. John Selden untersuchte die Tafel, fertigte Abschriften an und übersetzte sie. Er nannte die Tafel nach ihrem Besitzer Marmora Arundeliana. Da der Fundort der Parischen Chronik unbekannt war, gab es Spekulationen über ihre Herkunft. Zum Teil wurde ihre Echtheit bezweifelt.
Thomas Howard ließ die Tafel im Garten des Arundel House, seines Londoner Stadthauses an der Themse, aufstellen. Während des Englischen Bürgerkriegs (1642–1649) wurde der Stein jedoch beschädigt und Teile entwendet. Ein Bruchstück soll sogar zur Ausbesserung des Schornsteins des Herrenhauses verwendet worden sein. 1667 schenkte Henry Howard, 6. Duke of Norfolk, Thomas Howards Enkel, auf Veranlassung von John Evelyn das verbliebene Bruchstück der University of Oxford. Es wurde deshalb als Marmora Oxoniensia bezeichnet. Es wurde 1828 in August Boeckhs Sammlung griechischer Inschriften Corpus Inscriptionum Graecarum aufgenommen. 1897 entdeckte man im Süden von Parikia auf der griechischen Insel Paros ein weiteres Bruchstück des unteren Teils der Parischen Chronik. 1904 veröffentlichte Felix Jacoby eine Übersetzung des bekannten Textes.
Der obere Teil des ersten Bruchstückes ist heute verloren und nur der Inhalt in der Abschrift von John Selden erhalten. Der untere Teil befindet sich im Ashmolean Museum und wird als Oxfordfragment bezeichnet. Das zuletzt entdeckte Bruchstück, das sogenannte Parosfragment, befindet sich im Archäologischen Museum von Parikia.