Fakten über: Nocturne in Schwarz und Gold: Die fallende Rakete
Nocturne in Black and Gold: The Falling Rocket ist ein tonalistisches Öl-Gemälde des US-amerikanischen Malers James McNeill Whistler, das in die Geschichte der Kunstkritik eingegangen ist.
Das Bild
In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts gab es in London an der Themse in Chelsea einen Unterhaltungspark namens Cremorne Gardens, den der in London lebende und arbeitende Whistler gern besuchte. In diesem Park wurden nachts Feuerwerke veranstaltet. Dies nahm Whistler, der in dieser Zeit gerne Nachtstücke malte, zum Anlass, dieses Nocturne zu erstellen.
Das Bild stellt einen Park bei Nacht dar, links eine Baumgruppe, im Vordergrund und im Mittelgrund eine Anzahl Menschen, die das Feuerwerk beobachten. Schwach ist der Feuerwerks-Pavillon zu sehen. Am Himmel sind die zu Boden fallenden Raketen zu sehen. Die Komposition lässt Anklänge an Japanisches erkennen.
David Park Curry nennt dieses Nocturne eine der modernsten Arbeiten ihrer Zeit und sagt unter Anspielung auf das berühmte Urteil John Ruskins:
Curry spielt mit diesem Vergleich zu einer barocken Schlachtenmusik, die den Kriegslärm imitiert, auf den Zusammenhang zwischen Feuerwerk und Schlachten an.
Auch eine Ausstellung des Werkes in Amerika 1883 bis 1884 war von einem Eklat begleitet.
Die Signatur Whistlers, ein stilisierter Schmetterling, befindet sich nicht auf dem Bild, sondern auf dem Rahmen (siehe auch die Venezianische Szene unten in diesem Artikel).
Ein weiteres Nocturne in Schwarz und Gold mit dem Zusatz Die Gärten zeigt ebenfalls den Cremorne Garden.
![Nocturne in Schwarz und Gold: Die fallende Rakete](https://tzmedia.b-cdn.net/media/images/wiki-article-component/thumb/42/4208572569c2103d6c923d37f229edaf.jpg)
Die Namensgebung
Whistler nannte viele seiner Werke Nocturnes, Symphonien, Harmonien oder Kompositionen, um damit eine Verbindung zwischen der Malerei und der Musik zu verdeutlichen. Ein Beispiel ist auch sein berühmtestes Werk, das Arrangement in Grau und Schwarz: Porträt der Mutter des Künstlers. Mit dieser Art der Benennung seiner Arbeiten traf er wiederholt auf Unverständnis oder Ablehnung.
Vor Gericht erklärte Whistler selbst den Namen so:
Die Kritik ein anderes Bild, die Symphonie in Weiß Nr. III, betreffend kontert Whistler den Kritiker:
Foto: James McNeill Whistler / Public domain / de.wikipedia.org![Nocturne in Schwarz und Gold: Die fallende Rakete](https://tzmedia.b-cdn.net/media/images/wiki-article-component/thumb/dd/dd0257d8269c0bd44ab81d09202a6dda.jpg)
Der Prozess
Im Mai 1877 stellte Whistler das Nocturne in Schwarz und Gold: Die fallende Rakete in der Grosvenor Gallery aus. Dies bewegte John Ruskin, den einflussreichsten englischsprachigen Kunstkritiker seiner Zeit, zu diesem vernichtenden Urteil:
Die Presse stürzte sich auf diese Stellungnahme, und unzweifelhaft konnte dies der Karriere eines Künstlers dramatisch schaden. Whistler reagierte mit einer Verleumdungsklage (englisch: libel). Wegen einer geistigen Erkrankung Ruskins konnte das Verfahren erst im Oktober 1878 stattfinden. Whistler klagte auf 1000 Pfund und die Gerichtskosten, versprach sich von der Klage aber auch zusätzliche Öffentlichkeit, was quantitativ auch aufging.
Whistler sagte aus, 2 Tage an diesem Nocturne gearbeitet zu haben. Dennoch sei es 200 Guineen wert, da es Ergebnis lebenslanger Erfahrung ist.
Sir Edward Burne-Jones sagte als Zeuge für Ruskin aus. Er erklärte, das Nocturne sei einer von zahlreichen fehlgeschlagenen Versuchen, die Nacht darzustellen, und keine 200 Guineen wert.
Tom Taylor, Herausgeber des Punch, sagte für Ruskin aus. Er erklärte, das Nocturne sei keine ernste Arbeit. Weiter sagte er:
Auch William Powell Frith, Maler des Derby Day, sagte gegen Whistler aus. Seiner Meinung nach musste ein Kunstwerk „ein Thema haben, eine Geschichte erzählen, ein Ereignis beschreiben oder ein Gefühl ausdrücken.“ Auch bedurfte es eines „finish“, das die Werke Whistlers nicht aufwiesen.
Whistler gewann den Prozess, erhielt aber nur einen Farthing, die kleinste im Umlauf befindliche Münze, im Wert von einem viertel Penny, als Entschädigung und musste die Gerichtskosten selber tragen. Er hatte darauf spekuliert, aus dem Prozess Einnahmen zu erzielen, und so wird dies häufig als Grund für seinen Bankrott angegeben. Allerdings hatte er bereits im Frühjahr einen Gönner verloren und die Kosten für den Bau seines Hauses, des The White House, erhöhten sich über das angesetzte Budget, was erheblich zu seinen Geldproblemen beitrug. Auch seine gesellschaftliche Reputation hatte erheblich Schaden genommen.
In der Folgezeit begab Whistler sich für 14 Monate nach Venedig, wo zahlreiche Arbeiten entstanden, die er später erfolgreich in der Galerie der angesehenen Fine Art Society ausstellen konnte. Nach seiner Rückkehr nach London konnte er seinen Ruf wiederherstellen. 1890 verarbeitete er den Prozess und andere Ereignisse in dem Buch Die artige Kunst sich Feinde zu machen (englisch The gentle art of making enemies).
Foto: James McNeill Whistler / Public domain / de.wikipedia.org